Behauptung, Wunschdenken:
"Die globale Mindeststeuer beendet die Steuerflucht!"
Gegendarstellung:
Schön wär's! Aber im Ernst: Was nützen niedrige Mindestertragssteuern für Konzerne, wenn die zahlreichen Steueroasen bestehen bleiben? Hier handelt es sich doch wieder einmal um pure Augenwischerei. Dem Wahlvolk wird suggeriert, die monopolartigen Großkonzerne in die Mangel zu nehmen und das durch die Zollfreiheit entstandene Steuerdumping unterbinden zu können.
Schon vor über 20 Jahren habe ich vorgeschlagen, Konzerne ab einem bestimmten Inlandsumsatz eine umsatzbasierte Mindestertragssteuer aufzubrummen! Ein Global Player, der in Deutschland eine Milliarde Umsatz erwirtschaftet, müsste dann zum Beispiel zumindest 50 Millionen Euro als Ertrag versteuern - ganz gleich, wie seine Bilanzen ausschauen. Denn Unternehmen, die nie oder kaum Gewinne erzielen, braucht der Kapitalismus nun wirklich nicht. Solche Unternehmen sind ein Krebsgeschwür, eine schwere Belastung für jede Volkswirtschaft (weil sie den natürlichen Regenarationsprozess aufhalten).
Nun meinen meine
Kritiker, ein solches Modell würde besonders Deutschland als
Exportnation belasten. Weil deren Vorzeigeunternehmen
schließlich in Deutschland auch für im Ausland
getätigte Gewinne fleißig Steuern abführen. Aber
wer sagt denn, dass das nicht so bleiben kann? Bei den geringen
Steuersätzen, die Konzerne abführen, kann die
Mindestertragssteuer in den Exportländern zusätzlich
greifen.
Wenn Chinesen unbedingt deutsche Autos oder Maschinen kaufen wollen,
wird sie eine etwa zweiprozentige Preiserhöhung sicher nicht
davon abhalten. Und umgekehrt natürlich auch nicht, auch die
Deutschen werden in China produzierte Waren ordern, selbst wenn sie
etwas teurer sind. Im Prinzip ist meine Mindestertragssteuer nicht
anderes als eine zusätzliche Umsatzsteuer für
Großunternehmen, die diverse Möglichkeiten haben (und
meist auch nutzen), ihre üppigen Gewinne in Seueroasen zu
verlegen (etwa durch absurd hohe Lizenzgebühren innerhalb des
eigenen Firmengeflechts).
Zudem ist die altbackene Denkweise vom internationalen Warentourismus mit ellenlangen Lieferketten eh längst überholt! Dieses ewige Gezeter, diese abstrusen Zwänge und Parolen, man müsse dieses oder jenes tun, um seine Exportmärkte zu bewahren, ist an Einfältigkeit und Menschenverachtung kaum zu toppen. Die Zukunft liegt nicht in noch mehr Abhängigkeiten, noch stärkerem Lohn-, Steuer- und Zinsdumping! Die Zukunft liegt in der Rückbesinnung auf alte Tugenden, nämlich die weitgehende Selbstversorgung des Staates durch Eigenprodukte. Nur das führt zur wahren Unabhängigkeit, zur vielbeschworenen Freiheit und zu mehr Wohlstand. Die radikale Ideologie des Zollfreihandels erzwang dagegen eine seit vierzig Jahren andauernde Abwärtsspirale. Ein Blick zurück könnte nicht schaden.
Impressum
© Manfred Julius Müller, Flensburg, 12. Oktober
2021
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
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Bücher
von Manfred Julius Müller …
Das
Grundübel bei einem Kurswechsel (z. B. Wiederbelebung der
Zölle): Sowohl Politik als auch Bevölkerung denken nur an
die vordergründigen, kurzfristigen Veränderungen, die den
bisherigen Lebensstil beeinflussen könnten (z. B.
geschürte
Teuerungsängste).
Die positiven Folgewirkungen, die durchdachte Reformen erst im Laufe
der Jahre voll entfalten, werden kaum gesehen.